Mitarbeiterin steht vor dem Insektenhotel in Terra Medica

Ökologie und Umwelt

Die Arzneipflanzenkulturen bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten. Durch die biologische Bewirtschaftung setzt man auf Selbstregulationsmechanismen zwischen Schädlingen und Nützlingen.

Lebensraum für alle

Man kann beispielsweise Maulwürfe und Wühlmäuse in den Gebieten dulden, in denen Bäume und Sträucher wachsen, da sich die Populationen nie übermäßig ausbreiten. Sie werden zum Beispiel durch die Greifvögel kontrolliert, die auf den aufgestellten Sitzstangen ansitzen können. In ähnlicher Weise helfen die Singvögel, den Schädlingsbefall zu regulieren. Auch sie werden gezielt durch das Angebot von Nistkästen in die Anlage gelockt. Aktuell wird versucht, Fledermäusen auch im Winter ein Zuhause zu geben. In einer Aktion mit unseren Auszubildenden wurden Kästen für die scheuen Tiere gebaut. Denn jede Fledermaus frisst täglich 1/3 ihres Lebendgewichtes v.a. Insekten und Käfer. Ideal für das natürliche Gleichgewicht. 

Andere Tiere finden ganz von selbst ihre Nische im Lebensraum der Arzneipflanzenkulturen. So haben sich Igel und Enten angesiedelt, die den Gärtnern bei der Bekämpfung der roten und der getigerten Nacktschnecke helfen. Nur in nassen Jahren müssen die Schnecken zusätzlich von Hand aus den Kulturen abgesammelt werden.

Umweltbelastung kein Thema

Um die Anbaubedingungen zu kontrollieren, wurden in den ersten Jahren der Bewirtschaftung regelmäßig Bodenproben von der Landesuntersuchungs- und Forschungsanstalt Augustenberg untersucht. Dabei wurden Nährstoffgehalte, pH-Werte, Teilchengröße, Humusanteile und Schwermetalle bestimmt. In keiner Probe wurden jemals Schwermetall- oder sonstige Belastungen festgestellt. Da sich die Arzneipflanzenkulturen in einem wenig befahrenen ländlichen Raum befinden, aus der umgebenden Landwirtschaft keine Belastungen mehr zu erwarten sind und sich die Bodenbeschaffenheit durch die biologische Bewirtschaftung der Kulturen eher verbessert als verschlechtert, sind die Untersuchungsintervalle heute länger.

Strom im Überfluss

Terra Medica produziert selber Strom. Mehr als 20 Haushalte können somit von dem erzeugten Strom profitieren. Ebenso ist ein kleines Windrad installiert.

Solaranlagen in Terra Medica

Terra Medica® produziert Strom im Überfluss durch die hauseigenen Solaranlagen.

Ökologischer Anbau

Beim Thema "ökologischer Anbau" geht es insbesondere um rein biologische Schädlingsbekämpfung, Heckenschutz, Beikräuter statt Unkraut, natürliche Düngung und schonende Bewässerung.

Schädlinge trocken legen

Seit der Inbetriebnahme des Geländes 1976 wurden noch nie Insektizide ausgebracht. Auch dadurch wurde für die Nützlinge eine besonders attraktive Umgebung geschaffen. Zum Beispiel findet man nirgends in der Region so viele Marienkäfer wie in Terra Medica®. So kann ein geringer Schädlingsbefall bei den Pflanzen geduldet werden. Bei manchen Arten kommt es während der Wachstumsphase zu ganz natürlichem Befall, der bis zur Ernte durch natürliche Regulation wieder verschwunden ist. Ist der Befall doch einmal zu hoch, werden die Pflanzen zurückgeschnitten. Bei einigen Pflanzenarten kann dann trotzdem noch der zweite Austrieb genutzt werden. Ausschließlich in den Gewächshäusern kommen bei Bedarf zugelassene, rein biologische Präparate zum Einsatz (Einzelpflanzenbehandlung).

Mitarbeiterin der DHU sammelt eine Schnecke auf

In bestimmten Stadien können die Pflanzen auch mit Gesteinsmehl bestäubt werden, das die Schädlinge austrocknet.

Heckenschutz vor Chemie

Um auch den äußeren Einflug von Pestiziden zu vermeiden, wurde eine geeignete Randbepflanzung angelegt. Sie fängt die mögliche Abdrift von den landwirtschaftlichen Nachbarflächen ab. Allerdings hat das Ausmaß der Pestizidverwendung in der Landwirtschaft heute sehr abgenommen. Die Maßnahmen erfolgen sehr zielgenau und sparsam. Dies, zusammen mit unseren Maßnahmen, hat dazu geführt, dass wir noch keine derartigen Stoffe durch Fremdeintrag in unsere Kulturflächen nachweisen konnten. Wir kontrollieren natürlich regelmäßig – auf geringste Spuren!

Unkraut wird in Beikraut umbenannt

In den Arzneipflanzenkulturen gibt es eine "Vereinbarung". Alle Pflanzen sind schlichtweg Pflanzen. Auch die umgangssprachlichen "Unkräuter" bekommen durch den Wechsel der Vorsilbe einfach den Namen "Beikräuter". Sie stehen also "bei" den gewünschten Heilpflanzen und werden wie Löwenzahn, Brennnessel und Spitzwegerich sogar noch selbst für die Homöopathie verwendet. Besteht für die Herstellung Bedarf an einer bestimmten Beikrautart, lässt man diese in den Kulturen stehen und erntet sie zwischen den kultivierten Pflanzen heraus.

Mitarbeiter der DHU pflückt Beikraut

Den meisten Beikräutern geht es wie den "Bei-Insekten". Nehmen sie überhand, werden sie weggezupft.

Düngung nur mit natürlichem Kompost

In Staffort wurde in den letzten Jahren mit zugekauftem Demeter-Kompost bestehend aus Pflanzenrückständen und Rindermist gedüngt. Daneben werden auch eigene Kompostmieten aus gröberen Pflanzenrückständen (aus den Kulturen) sowie aus den hochwertigen Pressrückständen der Urtinkturenherstellung angelegt. Die Mieten werden mehrmals umgesetzt und sind erst nach mehreren Monaten zu wertvollem Kompost für die Felddüngung und für den Jungpflanzenanbau gereift. Bevor der Kompost zum Einsatz kommt, wird er mit 80 Grad heißem Wasserdampf behandelt, um mögliche Schädlinge zu entfernen. Bei der Herstellung des Kompostes achten die Gärtner auch auf die verwendeten Pflanzenrückstände. So ist z. B. Kirschlorbeer aufgrund schädlicher Inhaltsstoffe nicht für die Kompostierung geeignet.

Mit vielen Wassern gegossen

Die Bewässerung der Kulturen wird vor allem aus dem natürlichen Grundwassertiefbrunnen gespeist. Im Sommer verlangt die leichte, sandige Erde des Rheintals große Wassermengen. Das Wasser aus der Tiefe ist sehr eisen- und manganhaltig, weshalb es für die Nutzung in den Gewächshäusern nur ersatzweise verwendet wird. Dort wird bevorzugt das in Teichen gespeicherte Regenwasser eingesetzt. Für die Beregnung der Pflanzenkulturen werden verschiedene Systeme eingesetzt, die nachts automatisch betrieben werden.

Böden

Es handelt sich um einen Sonderkulturboden, auf dem in der Landwirtschaft Spargel, Frühkartoffeln, Gurken und Tabak angebaut werden. Der wasserdurchlässige Sandboden (pH 6,8 - 7,2) hat einen geringen Lehm- und Humusanteil. So lassen sich Wurzelernten recht sauber ernten. Der Boden erwärmt sich schnell, trocknet schnell ab und kann nach Regen auch bald wieder bearbeitet werden. Wegen der Durchlässigkeit des Bodens für Regen muss er im Sommer jedoch häufig bewässert werden. Zur Düngung werden ausschließlich Komposte verwendet.

Mitarbeiter bei der Untersuchung des Bodens

Bodenuntersuchungen haben erwartungsgemäß bislang noch nie Schwermetallbelastungen (auch nicht Spuren) gezeigt.

Mitarbeiter der DHU bei der Aussaat

Kulturen
Aussaat mit Fingerspitzengefühl